Gemeinsam statt Einsam erneut ein großer Erfolg

Gemeinsam statt Einsam erneut ein großer Erfolg

Gemeinsam statt Einsam erneut ein großer Erfolg

Oktober 17, 2023| Marc Fasthoff

Knapp 60 Trainerinnen und Trainer sowie mehr als 50 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter nahmen am vergangenen Freitagabend an einer gemeinsamen Fortbildung des Handball-Verbandes Brandenburg, des 1. VfL Potsdam und der Deutschen Handballtrainervereinigung teil. Die Referees wurden dabei wie gewohnt von Marc Fasthoff, dem Leiter Organisation im DHB, und dem brandenburgischen Topgespann Lukas und Robert Müller betreut, während sich der ehemalige Füchse-Nachwuchskoordinator Fabian Lüdke und der ehemalige Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft Alexander Haase um die Coaches kümmerten.

Nach einem Begrüßungsinterview mit VfL-Trainer Bob Hanning wurden die Teilnehmer zunächst nach ihrer „Profession“ getrennt geschult, ehe nach der spannenden Zweitligapartie zwischen dem VfL und TuS N-Lübbecke (29:29) alle noch einmal zusammenkamen, um Szenen aus der Begegnung sowohl aus sportlicher Sicht als auch aus Schiedsrichterperspektive zu analysieren. Die Workshopreihe „gemeinsam statt einsam“ war wiederum ein voller Erfolg und soll unbedingt eine Fortsetzung finden. In Potsdam fortbilden kann sich jeder wieder am 17.11., wenn das Thema Kinder- und Jugendhandball im Vordergrund stehen wird.

„Volle 60 Minuten“ – online im Oktober

„Volle 60 Minuten“ – online im Oktober

„Volle 60 Minuten“ – online im Oktober

Oktober 12, 2023| Marc Fasthoff

Schon am Montag, 16.Oktober – 19:00 Uhr läuft die 11. Folge unserer Vortragsreihe „Volle 60 Minuten“: Interessante Einblicke wird diesmal Jutta Ehrmann-Wolf geben.
Die Leiterin des Schiedsrichterwesens des DHB wird von ihrer eigenen internationalen Karriere als Schiedsrichterin berichten, aber auch die Entwicklung des deutschen Schiedsrichterwesens international wie national wird Thema sein – ihr dürft euch auf einen offenen Austausch freuen. Bringt also unbedingt eure Fragen mit!

Der Link für alle Online-Vorträge von „Volle 60 Minuten“ bei » Zoom
Meeting-ID: 815 7660 8634 | Kenncode: 238128

„Der neue Mann am Mikrofon“ – Interview mit Gleb Sakovski

„Der neue Mann am Mikrofon“ – Interview mit Gleb Sakovski

„Der neue Mann am Mikrofon“ – Interview mit Gleb Sakovski

Oktober 2, 2023| Marc Fasthoff

Er ist der neue Mann am Mikrofon bei unserer Online-Vortragsreihe „Volle 60 Minuten“: Gleb Sakovski hat die Moderation von unserem Vorstandsmitglied Marc Fasthoff übernommen. Im Interview stellt sich der ehemalige Drittliga-Schiedsrichter kurz nach seinem ersten Einsatz vor und spricht über seine Motivation, sich für die „Vollen 60 Minuten“ zu engagieren … 

Gleb, du hast im September deine erste Folge von „Volle 60 Minuten“ moderiert. Wie fällt deine Bilanz aus? 

Es war ziemlich cool! Peter war ein bemerkenswerter Gesprächspartner und ich glaube, gerade mit dem Videobeweis hatten wir auch ein gutes Gesprächsthema. Seine Einblicke waren für alle Zuhörerinnen und Zuhörer sicherlich sehr interessant.

Warum hast du entschieden, die „Vollen 60 Minuten“ zu übernehmen? 

Weil ich gefragt wurde (lacht). Nein, im Ernst: Als ich damals in die Schiedsrichterwelt gekommen bin, war die DHTV vom ersten Tag an meiner Seite – und das ist für mich jetzt, nach meiner aktiven Schiedsrichterkarriere, eine Möglichkeit, Dankbarkeit und Wertschätzung für die tolle Vereinigung zu zeigen. Mir hat die erste Ausgabe sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, dass es so gut weitergeht.

Inwiefern war die Moderation eine Herausforderung für dich? 

Es war natürlich die erste Ausgabe für mich, aber von der Sache her war es dennoch nichts Neues, denn ich mache beruflich sehr viel mit Veranstaltungen, wo es um Moderation geht. Böse Zungen würden sagen, ich bin eine kleine Rampensau – und ich glaube, das hat man durchaus auch gesehen (lacht). Ich finde, als Moderator ist es in diesem Fall so ein bisschen wie ein Theaterstück – man steht auf einer virtuellen Bühne und nimmt eine Rolle ein, die zum Gesprächspartner passt. Beim einen Gast brauchst du nur hin und wieder einen „Knopf zu drücken“ und er redet wie ein Wasserfall und den nächsten Gast musst du mehr „umarmen“, bis er auftaut.

Ein Schiedsrichter ist auf dem Feld auch immer wieder ein Moderator: Was hast du durch die Schiedsrichterei gelernt, was du jetzt in dieser Rolle nutzen kannst? 

Geduld und eine gewisse Gelassenheit. Ich glaube, das sind die wichtigsten Attribute, die ich einbringen kann. Es wird wie eben angedeutet Gesprächsgäste geben, mit denen ich erst warmwerden muss und dafür  braucht man als Moderator Geduld und darf nicht direkt nach den ersten zwei, drei Fragen aufgeben, auch wenn man nur „Einzeiler“ als Antworten zurückbekommt. Und die Gelassenheit hilft, wenn ein Gespräch nicht gut läuft oder das Feedback des Auditoriums nicht so gut ist.

Wie meinst du das? 

Die Fragerunde im Anschluss an das Gespräch mit Peter war dafür ein gutes Beispiel, denn es war sehr zurückhaltend – und manche denken, dass es nicht gut ist, wenn nicht viele Fragen gestellt werden. Ich finde, das ist Quatsch: Wir hatten zwar nur wenig, aber dafür gut überlegte Nachfragen. Aber es braucht natürlich dennoch eine gewisse Gelassenheit, um in den Sekunden damit umzugehen, wenn nicht sofort zehn virtuelle Hände hochgehen.

Magst du kurz für alle, denen deine Name noch nichts sagt, umreißen, wie deine Schiedsrichter-Karriere verlaufen ist?

Im Alter von 18 Jahren bin ich zusammen mit meinem Gespannpartner Christian in die Jugendbundesliga gekommen, dann sind wir leider relativ knapp am Nachwuchskader des Deutschen Handballbundes vorbeigeschrammt. Anschließend haben wir zusammen knapp zehn Jahre in der 3. Liga gepfiffen, bevor ich zum Jahreswechsel 2023 aus persönlichen Gründen aufgehört habe.

Inwiefern fehlt dir das Pfeifen? 

In den ersten Monaten tat es schon ein bisschen weh, denn wir waren plötzlich raus, nachdem wir uns jahrelang Wochenende für Wochenende ins Auto gesetzt hatten und zusammen losgefahren sind. Ich habe diese Zeit wirklich genossen. Inzwischen bin ich aber auch fein damit, dass es vorbei ist. Meine Erfahrung bringe ich jetzt im Coaching und in der Förderung von jungen Gespannen bei uns im Handballverband ein.

Wie erlebst du die Situation im Schiedsrichterwesen? 

Manchmal scheint es wie ein kleiner Kulturkampf zu sein, denn es prallen an der Basis schon zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite stehen die Schiedsrichter, die versuchen, sich ihren Platz in der Handballwelt zu erkämpfen und auf der anderen Seite stehen Trainer, Spieler und Mannschaften, die dem Schiedsrichter noch nicht den Platz einräumen, den er verdient. Es wird immer besser, so ist das nicht, aber auch der dieser gute Weg, auf dem wir sind, ist noch lang und steinig. Gerade viele Trainer vergessen aus meiner Sicht nämlich eine Sache, mit der wir als Schiedsrichter dann zu kämpfen haben …

Welche? 

Die Spieler fangen oft schon mit fünf oder sechs Jahren an, Handball zu spielen. Wenn sie irgendwann in der B-Jugend spielen, haben sie schon zehn Jahre Handballerfahrung, während der Schiedsrichter vielleicht erst zwei oder drei Jahre seinen Schiedsrichterschein hat. Spieler und Schiedsrichter entwickeln sich ambivalent, weil sie zu verschiedenen Zeitpunkten starten. Und vor diesem Hintergrund verlangen viele Trainer zu früh zu viel von den Schiedsrichtern. Gebt den jungen Schiedsrichtern doch erst einmal zehn Jahre Zeit, um Erfahrung zu sammeln – und dann sind sie genauso gut wie die Spieler nach dieser Entwicklungszeit.

Was würdest du dir wünschen, um die Situation vielleicht zu verbessern? 

Unser Landesverband hat im Jugendförderkader, dem JFK, den Delegierten eigeführt. Ich finde das eine super Maßnahme, weil man so wirklich die Möglichkeit hat, die jungen Schiedsrichter aktiv zu unterstützen. Ich saß oft mit meinem Beobachtungsbogen in der Halle und habe positive und negative Dinge notiert, aber die Schiedsrichter wurden auf dem Feld einfach nur fertig gemacht. In so einer Situation sitzt man als Coach relativ hilflos auf der Tribüne.

Als Delegierter kann man den Schiedsrichtern den Rücken stärken und sich um das Verhalten der Bänke kümmern. Man zieht so die Aufmerksamkeit auf sich und von den Schiedsrichtern weg und das ist okay. Wenn mich ein Trainer anmacht, habe ich das am nächsten Tag vergessen, aber einem 18-jährigen Schiedsrichter am Anfang seiner Karriere tut das weh und er nimmt sich das sehr zu Herzen.

Zum Abschluss: Was willst du mit den „Vollen 60 Minuten“ erreichen? 

Der Austausch mit den bekannten Schiedsrichtern ist für junge Schiedsrichter unbeschreiblich viel wert. Wenn sie von ihrem Werdegang erzählen und ihre persönlichen Tipps und Tricks erzählen – wie Robert Schulze in der ersten Folge vor einem Jahr – kann man davon viel mitnehmen. Dieser Mehrwert ist natürlich das Wichtigste.

Ich möchte aber auch gerne einen Dialog zwischen Schiedsrichtern und Trainern schaffen. Wenn wir auch mal beide Welten – Trainer und Schiedsrichter – zum Gespräch einladen und so am gegenseitigen Verständnis arbeiten, wird das nach und nach hoffentlich mehr Respekt schaffen – von der Spitze bis zur Basis. Natürlich sind die „Vollen 60 Minuten“ in erster Linie eine Veranstaltung von Schiedsrichtern für Schiedsrichtern, aber ich würde gerne auch die Coaches immer wieder einbinden, denn wir sind ja die Deutsche Handball Trainer Vereinigung.

„Die letzten Prozentpunkte herauskitzeln“ – Interview mit Fabian Lüdke

„Die letzten Prozentpunkte herauskitzeln“ – Interview mit Fabian Lüdke

„Die letzten Prozentpunkte herauskitzeln“ – Interview mit Fabian Lüdke

September 29, 2023| Marc Fasthoff

Fabian Lüdke führte gemeinsam mit Vorstandsmitglied Alexander Haase im Rahmen der U21-Weltmeisterschaft eine Fortbildung zum Thema „Live-Videoanalyse in der Halbzeit“ durch. Der A-Lizenz-Inhaber wurde in der vergangenen Saison mit den Füchsen Deutscher Meister in der B-Jugend und war darüber hinaus als Co-Trainer beim Zweitligisten VfL Potsdam. Im Interview erklärt Lüdke die Prinzipien der Live-Videoanalyse und gibt Tipps, was Trainer bei einer „normalen“ Videoanalyse in der Spielvor- bzw. Nachbereitung beachten sollten…

Fabian, um zunächst einmal die Leser abzuholen, die von einer Live-Videoanalyse in der Halbzeit noch nichts viel gehört haben: Was darf man sich darunter genau vorstellen?

Prinzipiell ist es ganz einfach: Wir schneiden parallel zum Spiel in der ersten Halbzeit Szenen zusammen, die sich für die Besprechung in der Halbzeit eignen. Oft wird dabei in einer inhaltlichen Vorbesprechung mit dem Trainerteam festgelegt, auf welche Schwerpunkte wert gelegt werden soll und diese Situationen werden dann gezielt herausgearbeitet.

Die Besprechung in der Halbzeit kann dabei sowohl in der Kabine mit den Spielern stattfinden als auch nur mit dem Trainer. Damit eine Live-Videoanalyse erfolgreich ist, ist die Interaktion zwischen Videoteam und Trainerteam extrem wichtig, um auch wirklich die passenden Elemente aus der 1. Halbzeit in die Besprechung einfließen lassen zu können.

Warum kann sich eine Live-Videoanalyse aus deiner Erfahrung lohnen?

Letztendlich geht es darum, die letzten Prozentpunkte, die vielleicht einen Unterschied machen können, herauszukitzeln. Meine ersten Versuche mit der Live-Videoanalyse haben während meiner Hospitation für die A-Lizenz stattgefunden. Damals habe ich alleine mit Kamera und Laptop in der Halle gesessen und der U19-Nationalmannschaft einige Szenen präsentiert.

Danach hat es sich langsam ausgeweitet, bis wir beim 1. VfL Potsdam in der Aufstiegsrunde 2022 Personal und Material angeschafft haben, um im Kampf um den Aufstieg in die 2. Bundesliga eben jene zusätzlichen Prozentpunkte gewährleisten zu können. Alexander Haase und ich haben damals gemeinsam als Videoteam für Bob Hanning und Daniel Deutsch acht Spiele analysiert und es hat sehr gut funktioniert.

Was kann man durch eine Live-Videoanalyse in der Halbzeit besonders gut vermitteln?

Mit der Live-Videoanalyse lässt sich die zweite Halbzeit besser einleiten. Auf dem Leistungsniveau, wo dieses Tool zum Einsatz kommt, trainiert ein Team die ganze Woche für das Ergebnis am Wochenende. Die Mannschaften liegen auf dieser Ebene nah beinander und weil sich die beiden Gegner aufeinander vorbereiten, kann es einen Unterschied machen, wenn man den Gegner bestmöglich entschlüsselt.

Genau da setzt die Live-Videoanalyse an: Man kann sich unmittelbar angucken, welche Stärken des Gegners man beispielsweise nicht gut verteidigt hat oder oder was der Gegner in der Abwehr anders macht als erwartet – und daraus kann man Rückschlüsse für die zweite Halbzeit ziehen. Das kann man als Trainer den Spielern in einem Video deutlich besser präsentieren als nur durch eine mündliche Erklärung oder das Geschiebe von Magneten an einer Taktiktafel. Durch ein Video wird eine Analyse ein Stückweit objektiver, denn es ist eben nicht nur ein Gefühl aus der Emotion heraus, sondern man kann genau sagen, was man anders bzw. besser machen muss.

Aus der Praxis: Worauf kommt es bei den Videos einer Live-Analyse an – vielleicht auch im Vergleich zu einer „normalen“ Videoanalyse in der Vor- und Nachbereitung eines Spiels?

Es braucht Mut zur Lücke. In der Vorbereitung kann man mehrere Spiele auswerten und sich jedes Detail anschauen, wenn man das möchte. Das ist bei der Live-Videoanalyse nicht möglich. Man muss die ausgewählten Szenen in einem kleinen Zeitfenster sortieren und vielleicht auch noch welche streichen. Hinzu kommt der Weg vom Videotisch in die Kabine. Daher kann man die letzten fünf Minuten des ersten Durchgangs in der Regel nicht sehen. Das ist natürlich ein Nachteil, denn wenn man sich bei einem Fünf-Tore-Vorsprung vom Videotisch in Richtung Kabine aufmacht und das Team diesen Vorsprung von der 26. bis zur 30. Minute noch hergibt, fehlt natürlich ein wichtiger Teil in den Videobildern. Daher kann bei man einer Liveanalyse nicht damit rechnen, dass alles zu hundert Prozent korrekt und umfassend ist. Es lassen sich jedoch immer Tendenzen ablesen und Schlüsselszenen zeigen.

Was ist für den Trainer, der mit den Videobildern arbeitet, vielleicht noch anders?

Als Trainer musst du dir klar sein, dass du die Informationen in aller Kürze präsentieren musst. Eine Halbzeitpause dauert nur zehn Minuten, zudem muss man den Weg in die Kabine und zurück zum Spielfeld einberechnen und man will ja auch abseits der Videobilder noch Worte an die Mannschaft richten, um sie zu emotionalisieren. Daher bleiben maximal fünf Minuten vor die Videoanalyse, da muss die Präsentation knackig sein. Außerdem muss die Mannschaft es natürlich gewöhnt sein, mit Video zu arbeiten und es darf kein komplett neues Setting sein. Denn Informationen von Videobildern zu verarbeiten, ist ein Übungsprozess.

Inwiefern muss man die Spieler gezielt darauf vorbereiten, dass zusätzlich auch in der Halbzeit Videos genutzt werden?

Wir haben das mit den Spielern nicht reflektiert, aber aus meiner Perspektive stellt es keinen großen Unterschied darf. Auf dem Leistungsniveau sind Videobesprechungen alltäglich, daher ist es keine Umstellung durch eine neue Methode. Ich glaube, die Spieler sind eher dankbar, dass man ihnen Livebilder zeigt statt Magneten auf der Tafel zu schieben. Am Video lassen sich beispielsweise in der Kommunikation mit der Nachbarposition gezielt Korrekturen vornehmen, das kann keine Taktiktafel ersetzen.

Welche Ausstattung ist für eine Live-Videoanalyse notwendig?

Das ist natürlich mit einem gewissen Aufwand verbunden. Man braucht eine Kamera mit Stativ, ein Modem, was das Signal umwandelt und ein Laptop mit Schnittprogramm. Wir haben mit sportimization geschnitten, die haben explizit die Funktion der Liveanalyse. Das wäre die Hard- und Software. Personell sind ein Techniker und ein Analyst das Minimum. Der Techniker schwenkt die Videokamera, sodass der Analyst sich komplett auf die Auswahl der Szenen konzentrieren kann und nicht daran denken muss, die Kamera zu bewegen. Der Analyst  sollte nicht nur die Sportart verstehen, sondern möglichst auch die möglichst gleiche Sichtweise wie der Trainer haben, damit er weiß, welche Szenen dieser braucht. Nur so entsteht ein sinnvoller Output. In der Aufstiegsrunde in Potsdam haben wir sogar zu dritt gearbeitet – ein Techniker sowie Alex Haase und ich als Analysten.

Abseits der Aufstiegsrunde: Wie findet die Liveanalyse bei euch in der Saison Anwendung?

In der letzten Saison war ich Co-Trainer beim VfL Potsdam, daher war ich aus dem Videoteam raus und es kam auch nicht mehr zum Einsatz. Wir haben es bei den Füchsen Berlin aber im Zuge der Deutschen Meisterschaft der Jugend einfließen lassen. Ich glaube, dass es abseits von Soft- und Hardware jedoch eine Ressourcenfrage ist. Der Analyst muss Ahnung von der Liga haben, deren Spiele er analysieren soll – also brauchst du für die 2. Bundesliga theoretisch jemanden, der auch 2. Bundesliga trainieren könnte. Und zugleich ist nicht jeder Trainer ein guter Analyst…

Du hast den hohen Aufwand selbst schon angesprochen. Auf welchem Niveau lohnt sich die Liveanalyse?

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es in der Oberliga oder unterhalb einen großen Mehrwert hat – es sei denn, ich bin im mittleren Leistungsbereich ein Aufstiegsaspirant und will das Maximum rausholen. Ich empfehle für das Niveau stattdessen lieber, die eigenen Spiele aufzunehmen und diese anschließend in der Eigenanalyse und Eigenbetrachtung auszuwerten. Es sollte dabei gar nicht darum gehen, was der Gegner kann, sondern man sollte ausschließlich Rückschlüsse für das eigene Training ziehen. Das Spiel ist ja schließlich die Überprüfung meiner wöchentlichen Arbeit. Wenn ich das reflektiere und meine Mannschaft besser mache, holte ich bei zwei- bis dreimal die Woche Training das Maximum aus der Videoanalyse heraus.

Was wären deine Tipps, um die Videoanalyse mit der Mannschaft zu schulen?

Schau auf deine eigene Mannschaft! Wir gucken viel zu häufig auf das, was andere machen. Ein Trainer wäre stattdessen gut beraten, darauf zu achten, was man selbst besser machen kann. Dafür empfiehlt es sich, kurz und knackig die zentralen Schlüsselszenen zu analysieren. Dafür muss man sich als Trainer zunächst klar werden: Was sind meine Spielprinzipen und wie kann ich sie weiterentwickeln? Wenn ich beispielsweise intensiv an der 6:0-Abwehr arbeite, sollte ich beim Videostudium darauf achten, wie die Verhaltensweisen auf dem Feld in der Verteidigung waren. Das acht- bis zehnminütige Video kann ich dann gut vor dem Training zeigen und die passenden Inhalte im Training folgen lassen.

Was kann eine Videoanalyse nicht leisten?

Eine Videoanalyse ersetzt kein gutes Training. Ich habe es auch mehrfach erfahren, dass ich Dinge gezeigt habe, die mir wichtig waren und nichtsdestotrotz ist genau das im Spiel nicht gelöst worden. Nur, weil ich als Trainer beispielsweise eine Videoszene zu einem bestimmten Abwehrverhalten zeige, bekommt mein Team nicht automatisch auf diesem Weg kein Gegentor mehr. Man hat durch die Videoanalyse einen Informationsvorsprung, aber der muss in einem guten Training verarbeitet werden. Als Trainer kann man sich beispielsweise fragen: Wie wollen wir bestimmte Regelbewegungen des Gegners ausnutzen? Und nachdem man das im Video gezeigt hat, muss es im Training praktisch umgesetzt werden. Das Video ist ein Zusatz – ein guter Zusatz, der gerade im Leistungsbereich nicht wegzudenken ist -, aber ein Video ersetzt a) nicht das Training und macht b) keinen Spieler besser.

Zum Abschluss, ein kleiner Rückblick auf eure Fortbildung im Rahmen der U21-Weltmeisterschaft: Wie wurde die Live-Videoanalyse nach deinem Gefühl angenommen?

Meine Wahrnehmung war sehr positiv, es war ein großes Interesse da und die Teilnehmer haben einen tiefen Einblick bekommen, auch in den Bereich der Handballtaktik. Es waren viele Coaches aus dem mittleren und unteren Leistungsbereich dabei und wir haben für sie versucht, auch viele taktische Dinge aufzuzeigen. So ist vielleicht – hoffentlich – punktuell ein verbessertes Verständnis erstanden. Und auch rein vom Ablauf und Prozedere können wir nur zufrieden sein: Eine Fortbildung eingebettet in eine Junioren-WM im eigenen Land – mehr Handball ging für die Teilnehmer an diesem Tag nicht.